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Die Morde des Henry Kissinger in Chile, wo er den gewählten Präsidenten Salvador Allende ermorden liess

Henry Kissinger liess damals den Generalstabs Chef Schneider von Allende ermorden, weil er sich dem Putsch verweigerte: Heutige Hintergründe selbst in den USA veröffentlicht. Schon damals spielten käufliche Lügen Medien, eine Schlüsselrolle.

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Das Ganze nennt sich Demokratie bringen, wenn man ständig bis heute jeder gewählte Regierung demontiert, sabotiert und bis heute Staatschef auch ermorden lässt, wie man es zuletzt in der Ukraine versuchte.

Pinochet, die CIA und die Medien – Chiles größter Zeitungsverleger für Rolle bei Putsch angeklagt

Bis heute trauern in Chile Angehörige um die Opfer des von den USA unterstützten Staatsstreichs

Bis heute trauern in Chile Angehörige um die Opfer des von den USA unterstützten Staatsstreichs
In Chile steht mit Agustín Edwards Eastman nun jener Medienmogul vor Gericht, der in den 1970ern maßgeblich am Sturz von Salvador Allende und der Errichtung der Pinochet-Diktatur beteiligt war. Die Untersuchungen werfen ein helles Licht auf die tiefen Verstrickungen der CIA am Umsturz. Der Regime Change sollte dem Geheimdienst als Blaupause für weitere Einmischungen in die inneren Belange anderer Staaten dienen. Nicht nur für „Verschwörungs“-Fans sind die Enthüllungen daher interessant.

Von RT Deutsch Lateinamerika-Korrespondent Frederico Füllgraf

Die Nachwirkungen des von der CIA gestützten Staatsstreiches in Chile halten immer noch das Land in Atem. Sechsundzwanzig Jahre nach Ende der Militärdiktatur Augusto Pinochets steht nun Agustín Edwards Eastman, Chiles größter Zeitungsverleger, zum zweiten Mal wegen seiner politischen Vergangenheit vor Gericht. Kläger sind die beiden größten Menschenrechtsorganisationen des Landes – der Familien-Verband Verschwundener Politischer Gefangener (AFDD) und die Vereinigung der Familienangehörigen Politischer Mordopfer (AFEP) – sowie die Journalistengewerkschaft “Colegio de Periodistas de Chile”.

Anti-Regierungsproteste in Brasilien

„Wir fordern Anklage gegen einen Anstifter zum Aufruhr und Sturz einer Regierung, der dem demokratischen System in Chile 1973 ein Ende setzte und eine siebzehnjährige Diktatur errichtete, die tausende Chilenen verschwinden und töten ließ”, erklärte Javiera Olivares, Vorsitzende der Journalistengewerkschaft.

Die Strafanzeige gegen den chilenischen Medienmogul steht im Zusammenhang mit den von Richter Mario Carroza 2013 aufgenommenen Ermittlungen über die Mittäterschaft zahlreicher Zivilisten am blutigen Staatsstreich vom 11. September 1973.

Dennoch tadelte Lorena Pizarro, Sprecherin des Opferverbandes AFDD, die chilenische Justiz, die “den Verbrechern gegen die Menschenrechte und Agustín Edwards Eastman, als Anstifter zum Staatsstreich und Befürworter der Diktatur, längst hätte den Prozess machen können“. Zu den mutmaßlichen Mitwissern und Helfershelfern zählt eine Schar von Anwälten, Unternehmern, Wirtschaftswissenschaftlern, Großgrundbesitzern und Journalisten.

Dass diese Untersuchungen erst sehr spät aufgenommen wurden, liegt darin begründet, dass sie auch seit Beginn der Demokratisierung in den 1990er Jahren von erzkonservativen Politikern, Wirtschaftsverbänden, Medien und einzelnen Richtern hintertrieben wurden.

Die Anregung für seinen Prozess bekam Richter Carroza von seiner uruguayischen Kollegin Mariana Mota, die weltweites Aufsehen erregte, als sie das 2012 verhängte Urteil einer 30-jährigen Haftstrafe gegen den zivilen Ex-Diktator Uruguays, José María Bordaberry, zum ersten Mal in der Geschichte der internationalen Jurisprudenz mit dem Rechtsbegriff des “Staatsstreichs als Verbrechen gegen die Menschlichkeit” begründete.

Agustín Edwards Eastmans amerikanische Freunde

Um den US-amerikanischen Geheimdienst rankt sich so manche Verschwörungstheorie, doch die Strafanzeige der chilenischen Menschenrechtler stützt sich auf längst erwiesene Tatsachen.

Als Nachfahre des gegen 1802 im nordchilensichen La Serena gestrandeten, britischen Freibeuters George Edwards Brown pflegte Agustín Edwards nach langem Studienaufenthalt an der Woodrow Wilson-Akademie und der Universität Princeton schon in den 1950er Jahren enge Kontakte zum US-amerikanischen Establishment, insbesondere zu David Rockefeller, der heute noch als fast 100-jähriger Greis im Rollstuhl oft gesehener Gast auf Edwards Gutshof an den Ufern des südchilenischen Ranco-Sees ist.

Die Putschisten haben in den umliegenden Gebäuden der Moneda, des Amtssitzes von Allende Stellung bezogen.

Im Amt des designierten Allein-Herausgebers des Mercurio, waren ihm in den 1960er Jahren die vom damaligen, christdemokratischen Präsidenten Eduardo Frei Montalva (1964-1970) begonnenen Reformen, insbesondere die in der katholischen Sozialdoktrin inspirierte Landreform, schon ein Dorn im Auge. So gründete Edwards ein Forschungsinstitut mit zahlreichen chilenischen Absolventen der Chicagoer Wirtschaftsschule unter Milton Friedman – die sich Frei Montalva mit der Forderung nach dem “Minimalstaat” widersetzten – und fusionierte sie mit der unheimlichen “Nautischen Bruderschaft des Südpazifiks” unter Admiral José Toribio Merino, der am 11. September 1973 den Putsch gegen Salvador Allende einleitete.

Bis zu den Präsidentschaftswahlen von 1970 arbeitete dieses frühe zivil-militärische Geheimbündnis als think tank des konservativen Präsidentschafts-Kandidaten Jorge Alessandri, der nur knapp gegen Salvador Allende unterlag, obwohl er nach Auskunft des Hinchey-Reports vom State-Department (CIA Activities in Chile — Central Intelligence Agency, Sept. 2000) mit hunderttausenden US-Dollar insgeheim finanziert worden war.

El Mercurio im Auftrag des CIA

Als Allende im Novemeber 1970 vereidigt wurde, verließ Edwards fluchtartig Chile, in Richtung USA.

Dreiundvierzig Jahre später bestätigte der inzwischen 86-jährige Edwards in seiner ersten Vernehmung durch Richter Carroza, tatsächlich Kontakte zur CIA gepflegt zu haben – aber angeblich niemals vom Geheimdienst Geld in Empfang genommen hat. Auch sei er keineswegs in umstürzlerische Umtriebe verwickelt gewesen, weil er zwischen 1970-1975 auch gar nicht in Chile gelebt hat.

Doch Edwards log. Die Hetzkampagne von El Mercurio dirigierte er aus den USA. Seit Vorlage des COVERT ACTION IN CHILE 1963-1973 STAFF REPORTS von US-Senator Frank Church, im Jahr 1974, wusste das informierte Chile von Edwards skandalösem, mit der CIA eingegangenem Tauschgeschäft: US-Dollars an den Medienmogul zur Finanzierung einer systematischen Destabilisierungs-Kampagne gegen die Regierung Allende.

Zehn Jahre später veröffentlichte Peter Kornbluh – Direktor des National Security Archives Chile Documentation Project – das Buch The Pinochet File: A Declassified Dossier on Atrocity and Accountability, mit Abdruck von Anfang des Milleniums deklassifizierten Dokumenten.

Massenproteste in Brasilien am vergangenen Sonntag

Schwarz auf weiß belegen Gedächtnisprotokolle und Geheimtelegramme vom damaligen CIA-Chef, Richard Helms, Edwards Verhandlungen mit Präsident Richard Nixon und Staatssekretär Henry Kissinger. In “The El Mercurio File” erfährt der ungläubige Leser von einer Geheimoperation, für die der CIA von 1970 bis 1973, in genauen Zahlen 1,965 Millionen US-Dollar [ca. 9 Millionen nach heutigem Wert] an Agustin Edwards zur Finanzierung der Tageszeitgung El Mercurio als Kriegsapostille gegen Salvador Allende zahlte.

Ein besonders makaberer Aspekt, den die Angehörigen der Pinochet-Opfer Edwards nicht vergessen wollen, waren die zwischen der Diktatur und der Mediengruppe El Mercurio abgekarteten Falschmeldungen, wie das “Unternehmen Colombo” von 1975, als Pinochets Geheimpolizei DINA falsche Nachrichten über angebliche “Abrechnungen zwischen linksgerichteten Terroristen” in Argentinien säte, die Edwards Tageszeitungen nachdruckten, um von der Ermordung der gleichen Oppositionellen in chilenischen Folterzentren und dem Abwurf ihrer Körper auf hoher See abzulenken.

To See the Real Story in Brazil, Look at Who Is Being Installed as President — and Finance Chiefs

Apr. 22 2016, 6:01 p.m.

(Para ler a versão desse artigo em Português, clique aqui.)

It’s not easy for outsiders to sort through all the competing claims about Brazil’s political crisis and the ongoing effort to oust its president, Dilma Rousseff, who won re-election a mere 18 months ago with 54 million votes. But the most important means for understanding the truly anti-democratic nature of what’s taking place is to look at the person whom Brazilian oligarchs and their media organs are trying to install as president: the corruption-tainted, deeply unpopular, oligarch-serving Vice President Michel Temer (above). Doing so shines a bright light on what’s really going on, and why the world should be deeply disturbed.

The New York Times’s Brazil bureau chief, Simon Romero, interviewed Temer this week, and this is how his excellent article begins:

RIO DE JANEIRO — One recent poll found that only 2 percent of Brazilians would vote for him. He is under scrutiny over testimony linking him to a colossal graft scandal. And a high court justice ruled that Congress should consider impeachment proceedings against him.

Michel Temer, Brazil’s vice president, is preparing to take the helm of Brazil next month if the Senate decides to put President Dilma Rousseff on trial.

How can anyone rational believe that anti-corruption anger is driving the elite effort to remove Dilma when they are now installing someone as president who is accused of corruption far more serious than she is? It’s an obvious farce. But there’s something even worse.

House Speaker Eduardo Cunha.

Photo: Dida Sampaio/Estadao via AP

The person who is third in line to the presidency, right behind Temer, has been exposed as shamelessly corrupt: the evangelical zealot and House speaker Eduardo Cunha. He’s the one who spearheaded the impeachment proceedings even though he got caught last year squirreling away millions of dollars in bribes in Swiss bank accounts, after having lied to Congress when falsely denying that he had any accounts in foreign banks. When Romero asked Temer about his posture toward Cunha once he takes power, this is how Temer responded:

Mr. Temer defended himself and top allies who are under a cloud of accusations in the scheme. He expressed support for Eduardo Cunha, the scandal-plagued speaker of the lower house who is leading the impeachment effort in Congress, saying he would not ask Mr. Cunha to resign. Mr. Cunha will be the next in line for the presidency if Mr. Temer takes over.

By itself, this demonstrates the massive scam taking place here. As my partner, David Miranda, wrote this morning in his Guardian op-ed: “It has now become clear that corruption is not the cause of the effort to oust Brazil’s twice-elected president; rather, corruption is merely the pretext.” In response, Brazil’s media elites will claim (as Temer did) that once Dilma is impeached, then the other corrupt politicians will most certainly be held accountable, but they know this is false, and Temer’s shocking support for Cunha makes that clear. Indeed, press reports show that Temer is planning to install as attorney general — the key government contact for the corruption investigation — a politician specifically urged for that position by Cunha. As Miranda’s op-ed explains, “The real plan behind Rousseff’s impeachment is to put an end to the ongoing investigation, thus protecting corruption, not punishing it.”

…………….

https://theintercept.com/2016/04/22/to-see-the-real-story-in-brazil-look-at-who-is-being-installed-as-president-and-finance-chiefs/

Und hier Fakten, NSA Dokumente: Kissinger hat Allende umbringen lassen

Bis zu den Präsidentschaftswahlen von 1970 arbeitete dieses frühe zivil-militärische Geheimbündnis als think tank des konservativen Präsidentschafts-Kandidaten Jorge Alessandri, der nur knapp gegen Salvador Allende unterlag, obwohl er nach Auskunft des Hinchey-Reports vom State-Department (CIA Activities in Chile — Central Intelligence Agency, Sept. 2000) mit hunderttausenden US-Dollar insgeheim finanziert worden war



Dieser Realpolitiker ist ein unbehelligter Kriegsverbrecher


Red. / 28.05.2023 Just zum 100. Geburtstag Henry Kissingers veröffentlicht das National Security Archive in Washington schwer belastendes Material.

upg. Heute am 27. Mai 2023 wird Henry Kissinger hundert Jahre alt. Der als Realpolitiker Gefeierte war ein rücksichtsloser und kaltblütiger Machtpolitiker. Das geht aus einer Auswertung von Originaldokumenten hervor, die das National Security Archive in Washington am 25. Mai veröffentlichte. Infosperber dokumentiert eine Übersetzung. Weitere Links zu Originaldokumenten sind auf der Webseite des Archives. Grosse Medien haben bisher nicht darüber informiert.

https://www.infosperber.ch/politik/w…egsverbrecher/



NSA Dokumente, über die Kissinger Verbrechen

https://nsarchive2.gwu.edu/NSAEBB/NSAEBB123/index.htm

Kategorien:Europa Schlagwörter: , ,
  1. April 30, 2016 um 7:49 pm

    Hat dies auf Treue und Ehre rebloggt.

  2. Mai 31, 2016 um 9:59 pm

    Rats of the US war mafia

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    Samantha Power to Receive Prize From Henry Kissinger, Whom She Once Harshly Criticized

    May 29 2016, 7:05 p.m.

    Photo: Samantha Power

    Samantha Power built her journalistic and academic career around human rights, criticizing powerful nations for their complicity in abuses and failure to stop acts of genocide.

    Then she joined the Obama administration, where she currently serves as U.S. ambassador to the United Nations.

    Early next month, Power will be receiving an award named for a man she used to criticize quite harshly: former Secretary of State Henry Kissinger, who has been implicated in a significant number of war crimes across the globe.

    And she’ll be getting it from Kissinger himself.

    The American Academy of Berlin’s Henry A. Kissinger Prize is awarded annually to a European or American diplomat.

    Power can’t claim ignorance of Kissinger’s bloody, anti-human rights record.

    In her book A Problem From Hell: America and the Age of Genocide, which documented the lack of response to global genocides, Power complained that President Gerald Ford’s administration — where Kissinger served as secretary of state — had “little credibility” to report to the public on the genocide happening in Cambodia under the Khmer Rouge regime because Kissinger “had bloodied Cambodia and blackened his own reputation.” Under Kissinger’s watch, the United States dropped nearly half a million tons of explosives on Cambodia, resulting in the deaths of thousands of noncombatants……………………

    https://theintercept.com/2016/05/29/samantha-power-to-receive-prize-from-henry-kissinger-whom-she-once-harshly-criticized/

    • balkansurfer
      September 23, 2023 um 2:22 am

      Neue Dokumente aus Chile: Chancen, die Putschisten zu besiegen, waren viel größer als bisher angenommen
      16. September 2023 um 15:30 Ein Artikel von amerika21

      Am 11. September 1973 ertränkte das Militär in einem Blutbad den Versuch einer sozialistischen Revolution in Chile. Das Besondere: Die chilenische Linke unter Präsident Allende hatte diesen Weg zum Sozialismus ohne Waffengewalt beschreiten wollen. In erklärter Abgrenzung zu den sowjetischen und kubanischen Erfahrungen sollte das auf der Basis der bürgerlich-demokratischen Verfassung geschehen, Blutvergießen und Bürgerkrieg sollten vermieden werden. Warum gelang es nicht, diesen kühnen Traum zu verwirklichen? Von Johnny Norden.
      ……………………………..

      Diese Publikationen scheinen die bisher vorherrschende Auffassung zu widerlegen, dass das tragische Ende des chilenischen Sozialismusversuchs das zwangsläufige Ergebnis eines für die chilenischen Linken ungünstigen nationalen und internationalen Kräfteverhältnisses war.

      Die Unterstützung patriotischer chilenischer Militärs für die Allende-Regierung war viel größer als bisher angenommen. Bekannt waren bisher der Oberkommandierende Carlos Prats und der Luftwaffengeneral Alberto Bachelet. Zu den erklärten Verbündeten der chilenischen Linken gehörten auch die Generale Guillermo Pickering, Chef der Militärschulen, und Mario Sepulveda, Kommandeur der kampfstärksten Heereseinheit in Gestalt der 2. Infanteriedivision mit Standort in der Hauptstadt Santiago. Nach Prats waren das die beiden Militärs mit der größten Kommandogewalt.
      ………………………………..
      Die tiefe Tragik der chilenischen Revolutionäre besteht darin, dass sie an denselben Fehlern zugrunde gingen wie schon 100 Jahre vorher die Pariser Kommunarden. Sie glaubten, den bürgerlichen Staatsapparat nur in die Hand nehmen zu müssen, um ihn für ihre Zwecke in Bewegung zu setzen. Sie waren nicht entschlossen genug, die „bürokratisch-militärische Maschinerie” zu zerbrechen.

      Wie schon die Pariser Kommunarden wurden die chilenischen Revolutionäre Opfer ihres Vertrauens in die bürgerlich-demokratischen Traditionen und ihres Großmuts gegenüber dem politischen Gegner.

      Johnny Norden, war zu Zeiten der Unidad-Popular-Regierung Kulturattaché an der Botschaft der DDR in Santiago de Chile.

      Neue Dokumente aus Chile: Chancen, die Putschisten zu besiegen, waren viel größer als bisher angenommen

      Ein weiterer, bisher unbekannter Fakt: Die Unteroffiziersschule des Heeres mit über 500 Kursanten und Ausbildern stand unter der Kontrolle regierungstreuer Militärs. Sie warteten noch in der Nacht vom 10. auf den 11. September auf einen Ruf zur Verteidigung der Regierung. Die Linke blieb tatenlos und überließ es der Reaktion, ihre Gegner innerhalb der Armee kaltzustellen und später zu ermorden.

      Weiterhin machen die veröffentlichten Materialien deutlich: Der Staatsstreich wurde stümperhaft vorbereitet, seine Durchführung war dilettantisch. Bis in die Morgenstunden des 11. September blieb ungeklärt, wer die Führung des Umsturzes übernehmen würde. Das Schwanken Pinochets, der aus Angst um seine eigene Haut erst im letzten Moment das Kommando übernahm, hatte viele Beteiligte verunsichert. Die Koordination zwischen den drei Gattungen Heer, Luftwaffe und Marine funktionierte nicht. Noch am 11. September unterliefen den Putschisten mehrere schwerwiegende Schnitzer. Wichtige Heereseinheiten erhielten zwar einen Marschbefehl auf Santiago, es erfolgte jedoch keine Präzisierung des Zielortes und des Kampfauftrages. Ein Kampfflugzeug mit Einsatzziel Präsidentenpalast Moneda bombardierte versehentlich das Militärkrankenhaus in Santiago. Der schnelle Sieg der putschenden Generale war nur möglich, weil sie außer in der Moneda auf keinerlei Widerstand stießen.

      Außerdem scheint sich zu bestätigen, dass die US-Geheimdienste und das amerikanische Militär an der Vorbereitung und Durchführung des Staatsstreiches nicht beteiligt waren. Der CIA hatte 1972/1973 zwar massiv rechtsradikale und faschistische Organisationen in Chile unterstützt und die Boykottaktionen der Unternehmerverbände gegen die Allende-Regierung gesponsert. CIA und andere US-Organisationen hatten sich primär auf die zivile Opposition in Gestalt der großen bürgerlichen Parteien PDC und PN orientiert. Von ihnen erwarteten sie den Sturz Allendes und die Übernahme der Regierung. Die jetzt veröffentlichen Berichte der US-Botschaft an das Außenministerium in Washington und der CIA-Residentur an die Zentrale aus dem Jahre 1973 zeigen, dass diese nur ein sehr allgemeines Bild von den Vorgängen in der chilenischen Armee hatten. Auch diese Schwachstelle der Putschisten konnte von den Linken nicht genutzt werden.

      Eine Kooperation zwischen den faschistischen chilenischen Militärs und den USA entstand erst drei Wochen nach dem Staatsstreich. Stolz vermeldete der Botschafter einen Durchbruch für die Entwicklung der Beziehungen: Der Generalstabschef habe die USA offiziell um Beratung beim Aufbau von Konzentrationslagern für Regimegegner ersucht. Die aktuellen Veröffentlichungen bezeugen weiterhin, dass die Führungen der Unidad-Popular-Parteien angesichts des herannahenden Staatsstreiches wie gelähmt waren.

      Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass die Kommunistische Partei Chiles Anfang der Siebzigerjahre nach der KP Kubas als die größte linke Partei Amerikas galt. Ihre Mitglieder waren straff organisiert und in allen gesellschaftlichen Bereichen präsent. Allen Genossen war die Gefahr eines militärischen Staatsstreiches wohl bewusst. Die Mehrheit der Parteimitglieder war fest entschlossen, die Allende-Regierung mit allen Mitteln zu verteidigen. Die Parteiführung hatte jedoch für den Ernstfall keinen Plan. Sie tat über das ganze Jahr 1973 praktisch nichts, um die Partei auf einen abrupten Wechsel der Kampfbedingungen organisatorisch und materiell vorzubereiten.

      Die Armeeeinheiten der putschenden Generäle waren am 11. September so stark mit dem Sturm auf die Moneda beschäftigt, dass sie den anderen potenziellen Widerstandszentren nur wenig Aufmerksamkeit widmen konnten. Das rettete an diesem Tag vielen Patrioten das Leben.

      Ein indirekter Nachweis für die Kampfkraft der Mitgliedschaft findet sich in den Dokumenten über die KP Chiles für die Zeit nach dem 11. September. Trotz Ausfall der gesamten Führungsebene und trotz grausamen Terrors formierten sich die Kommunisten schnell zur bedeutendsten zivilen Widerstandskraft gegen das Pinochet-Regime.

      Wie groß die Chancen für einen entschlossenen Widerstand selbst am Tag des Staatsstreiches noch waren, bezeugt der Funkverkehr der putschenden Militärs. Als die Infanterie am Vormittag mit Panzerunterstützung den ersten Angriff auf den Präsidentenpalast unternahm, erhielten die Verteidiger der Moneda (nicht mehr als 20 Personen) Unterstützung durch eine Handvoll mutiger Chilenen, die aus den umliegenden Ministerien die Angreifer aus Handfeuerwaffen beschossen. Auch ein zweiter Angriff geriet ins Kreuzfeuer und wurde von dem verängstigten Kommandeur gestoppt. Die Generale reagierten nervös. Pinochet befahl die Bombardierung des Präsidentenpalastes.

      Die jüngst bekannt gewordenen Dokumente über das Chile im Jahre 1973 liefern für die Geschichtsschreibung in drei Aspekten neue Erkenntnisse. Durch die vorliegenden Publikationen wird der Blick für die zentrale Schwäche der chilenischen Revolution geschärft. Ihre Führer (möglicherweise war Allende eine Ausnahme) begannen eine Revolution, ohne zu berücksichtigen, dass diese immense gesellschaftliche Kräfte freisetzen würde.

      Die Entmachtung des Großkapitals und die Realisierung eines umfassenden Sozialprogramms führten zwangsläufig zur Herausbildung von zwei Lagern. Auf der einen Seite der Enthusiasmus und die Entschlossenheit der bisher Unterprivilegierten. Sie wollten – wie Quilapayun sang – „ein völlig neues Chile errichten”. Auf der anderen Seite die Angst und der Hass in den oberen Schichten der chilenischen Gesellschaft. Je deutlicher sie den ehrlichen Willen der Allende-Regierung erkannten, ihre Wahlversprechen zu verwirklichen, desto mehr wuchs ihre Entschlossenheit, die alten Verhältnisse wiederherzustellen. Dieser sich aufschaukelnde Konflikt lief auf einen radikalen Bruch hinaus.

      Die CIA-Beamten in Santiago erkannten diese Entwicklung sehr viel deutlicher als die meisten Führer der chilenischen Linken. Sie waren zwar zu ungeschickt, ein Bündnis mit den Militärs als Hauptkraft der Konterrevolution herzustellen, aber ihre politischen und sozialen Analysen waren vortrefflich.

  1. Juni 1, 2023 um 12:57 pm

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